Was ist der Unterschied zwischen einer Universität und Fachhochschule?
Im deutschen und europäischen Bildungssystem existieren verschiedene Arten akademischer Bildungseinrichtungen, die sich in Struktur, Ausrichtung und Qualifikationswegen unterscheiden. Die Begriffe „Hochschule“, „Fachhochschule“ und „Universität“ werden im allgemeinen Sprachgebrauch oft synonym verwendet – dabei bestehen wesentliche Unterschiede, insbesondere in Bezug auf den akademischen Anspruch, den Forschungsauftrag sowie die Möglichkeiten der Promotion und Habilitation.
1. Der Oberbegriff: Hochschule
„Hochschule“ ist ein Sammelbegriff für alle postsekundären Bildungseinrichtungen, die zur Vergabe akademischer Grade berechtigt sind. Dazu zählen:
Fachhochschulen (abgekürzt: FH)
Kunst- und Musikhochschulen
Pädagogische Hochschulen
sowie weitere spezialisierte Hochschulen (z. B. für Verwaltung, Polizei, Technik)
Jede Universität ist also eine Hochschule, aber nicht jede Hochschule ist automatisch eine Universität.
2. Die Universität – Wissenschaft und Forschung auf höchstem Niveau
Eine Universität ist die traditionsreichste und forschungsintensivste Form der Hochschule. Sie besitzt folgende Merkmale:
Vollständiger Fächerkanon: Universitäten decken eine große Bandbreite an Studiengängen ab – inklusive Medizin, Jura und Theologie.
Starker Forschungsfokus: Universitäten betreiben Grundlagen- und Spitzenforschung auf internationalem Niveau.
Promotionsrecht: Universitäten (und ihnen gleichgestellte Einrichtungen) dürfen eigenständig Doktorgrade vergeben. Mittlerweile gibt es allerdings auch einen großen Teil an (Fach-)Hochschulen, die auch Promotionen durchführen dürfen. Inzwischen haben acht Bundesländer gesetzliche Regelungen geschaffen, die Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) ein eigenes Promotionsrecht ermöglichen. Dazu zählen Schleswig-Holstein, Bremen, Berlin, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
Habilitation: Sie bieten den klassischen Weg zur Habilitation und zur Berufung auf eine ordentliche Professur.
Theorieorientierung: Die Lehre ist stark wissenschaftlich-theoretisch geprägt.
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein setzen dabei auf das Modell sogenannter Promotionskollegs, bei dem mehrere HAW gemeinsam mit Universitäten strukturierte Promotionsprogramme anbieten. In Hessen und Sachsen-Anhalt hingegen wird bereits ein eigenständiges, selektives Promotionsrecht für besonders forschungsstarke Fachbereiche an HAW praktisch umgesetzt.
In Berlin, Bremen und Bayern ist das Promotionsrecht für HAW rechtlich verankert, jedoch bislang noch nicht aktiv zur Anwendung gekommen.
3. Die Fachhochschule – Praxisorientierte akademische Bildung
Fachhochschulen (auch: Hochschulen für angewandte Wissenschaften, HAW) zeichnen sich durch ihre praxisnahe Ausbildung und enge Verzahnung mit der Berufswelt aus. Ihre Merkmale:
Anwendungsorientierung: Die Lehre ist berufsbezogen und bereitet konkret auf Tätigkeiten in Wirtschaft, Technik, Verwaltung oder Sozialwesen vor.
Kleinere Studiengänge: Oft familiärere Strukturen, engerer Kontakt zu Lehrenden.
Praxissemester: Integrierte Praxisphasen sind obligatorisch.
Kein klassisches Promotionsrecht: FHs können nur in Kooperation mit Universitäten zur Promotion führen.
Forschung: Anwendungsorientiert, aber zunehmend auch eigenständige Forschungsprojekte, insbesondere mit industriellen Partnern.
Der Unterschied liegt also weniger in der Wertigkeit, sondern vielmehr in der Ausrichtung der akademischen Bildung.
4. Vergleich auf einen Blick
Merkmal | Universität | Fachhochschule (FH / HAW) |
---|---|---|
Forschungsauftrag | Ausgeprägt, grundlagenorientiert | Praxisnah, angewandt |
Studieninhalte | Theorieorientiert, wissenschaftlich | Berufsorientiert, praxisnah |
Studiengänge | Sehr breit, inkl. Medizin/Jura | Eher technisch, wirtschaftlich, sozial |
Promotion/Habilitation | Eigenständiges Promotionsrecht | Nicht alle, aber Einige |
Professoren | Forschung und Lehre | Meist mit Praxisbezug, Lehre stärker im Fokus |
Praxisphasen | Optional | Fester Bestandteil |